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"Der ideenkanal motivierte mich, mein Projekt durch zu ziehen"

Aktualisiert: 18. Nov. 2023

Fatimas fantastische Reise in eine Welt ohne Erdöl ist Jakob Winklers Wimmelbuch für Kinder und Erwachsene, das Mut macht, die Welt von morgen mitzugestalten. Mit der Heldin Fatima reisen die Leser:innen durch die Zeit und lernen mehr über den fossilen Brennstoff, über politische Konzepte, gerechtes Wirtschaften und ein soziales Miteinander. In diesem Interview erfährst du, wie sein Buch entstanden ist, was Jakobs Lieblingsvision ist und was der Ideenkanal-Inkubator dazu beigetragen hat.



Drehen wir die Uhr zehn Jahre zurück, als alles angefangen hat. Wie bist du auf die Idee gekommen, das Wimmelbuch Fatimas fantastische Reise zu zeichnen?

Die Idee kam zum Zeitpunkt der Wirtschaftskrise, die mit einer Ölkrise einher ging. Ich habe eine Doku gesehen, die aufzeigt, wo Erdöl überall drinsteckt. Ich fand es wahnsinnig, wo überall Erdöl aufzufinden ist und fragte mich, warum denn niemand darüber spricht? Unser ganzer Transport basiert auf Erdöl. In Millionen von Produkten – von der Kontaktlinste bis zur Badehose – steckt Erdöl. Ich habe angefangen zu recherchieren und mich für die ganze Thematik zu interessieren. Gleichzeitig hatte ich eine Freundin mit einem dreijährigen Sohn. Es gab nicht wirklich ein Buch, das ich ihm zu diesen Zusammenhängen vorlesen konnte. So wollte ich ein sinnvolles Buch gestalten, das diese Thematik anspricht und Alternativen für die Zukunft aufzeigt. Da ich Illustrator bin, entschied ich mich ein Wimmelbuch zu kreieren. Zum Schluss ist es ein Wimmelbuch für Kinder und Erwachsene geworden.


Ein langer Prozess bis das komplette Buch endlich in deinen Händen liegt. Wie hast du dich immer wieder motiviert?

85% hat mir total Spass gemacht. Und 15% war harte Arbeit. Ich musste durchbeissen und stellte mir in solchen Momenten die Frage, was ich da eigentlich mache. Wirtschaftlich gesehen ist es totaler Nonsense. Egal. Mit dem Blick nach vorne, Leidenschaft und Neugierde einfach weitergehen.

Ich glaube, dass wir auch in der Politik langfristige Strategien brauchen. Menschen tendieren dazu, kurzfristig zu denken. Es gibt so wenige Baustellen, die über Generationen hinaus denken. Ups and downs gehören dazu. Die täglichen Stimmungsschwankungen sind Teil vom Ganzen. Dranbleiben ist das Wichtigste! Ich habe es immer wieder geschafft. Und das Coole: Jetzt ist es fertig!



Wie hast du dir das Wissen und die Expertise im Bereich angeeignet?

Eigentlich habe ich mir das Wissen komplett im Eigenstudium angeeignet. Am Anfang war ich einfach neugierig und habe angefangen zu recherchieren. Wir haben ja alle Zugang zu der Bibliothek von Alexandria sprich dem Internet. Es gibt total viele Bücher, Magazine, Youtube-Channels, Dokus und Internetplattformen von interessanten Zukunftsforschern. Anstatt nach Hause zu kommen und mich berieseln zu lassen, habe ich angefangen Dokus über Wirtschaftssysteme oder neue Technologien zu schauen. Ich habe mir von Physiker*innen, Theolog*innen und Politiker*innen Dinge erklären lassen. Natürlich habe ich auch mit meinen Freunden zusammengearbeitet.


Was hat der Ideenkanal zu deinem Projekt beigetragen?

Das Spannendste am ideenkanal ist das Netzwerk aus motivierten Leute von allen möglichen Spezialgebieten, die zusammen kommen. Man hat über ein paar Tage einen unglaublich wertvollen Zugang zu Expertise. Dieses Netzwerk gibt dir auch Mut und Rückenwind, um weiter zu machen. Kurz davor war ich in einem Down und der ideenkanal hat mich motiviert, weiter zu machen und mein Projekt durch zu ziehen.


Dein Crowdfunding ist von 0 auf 100 in die Höhe geschossen. Triffst du damit einen Nerv der Zeit (Stichwort #fridaysforfuture) oder hast du die Kampagne einfach gut vorbereitet?

Eigentlich beides. Wenn ich ein Jahr zurückdenke, hätte ich mich nicht getraut von der Situation zu träumen, in der wir gerade stecken. Endlich ist etwas in Bewegung geraten und die Leute und Politiker sind am Diskutieren! Es ist höchste Eisenbahn und Mama Erde sei Dank entsteht die Bewegung endlich. Es geht nicht nur um den Klimawandel und ein 16-jähriges Mädel, es geht um einen Systemwandel. Deshalb ist es meines Erachtens unterstützenswürdig und es wird hoffentlich nicht aufhören, sondern noch lauter werden. Damit treffe ich mit meinem Buch sicher gerade den Zeitgeist. Ich habe aber auch viele strukturelle Vorbereitungen getätigt, weshalb das Crowdfunding nun so rund läuft. Ich komme ja selbst aus dem Marketing und ich verfüge über ein riesiges, wunderbares Netzwerk aus Selbstständigen, die Profis auf ihrem Gebiet sind und mich unterstützen. Es geht gerade fast alles auf!


Was hat das Buch mit dir gemacht? Hast du etwas an deinem Lebensstil verändert, nachdem du dich so intensiv mit der Umwelt-Thematik auseinandergesetzt hast?

Es hat schon einige Einstellungen in mir verändert. Ich will jetzt auch wirklich Sachen anpacken und mich als Zivilist politisch einmischen. Wir gestalten die Zukunft! Ich habe auch meinen Lebensstil geändert. Ich habe meine Fixkosten runtergedreht, habe meinen Büroplatz aufgegeben, bin in ein WG-Zimmer gezogen, habe mein Auto verschenkt. Es war eine wunderbare Schule, um zu überlegen, für was ich wirklich Geld ausgebe und was wirklich Sinn ergibt, statt einfach einzukaufen, was mir gefällt und worauf ich Lust habe. Ich habe nun eine andere Wertschätzung gegenüber Dingen.


Was kann jeder und jede dazu beitragen, damit sich deine Vision von einer Welt ohne Erdöl realisiert?

Im Buch steht es folgendermassen: Jeder hat einen eigenen Wirkungskreis, also seine Freunde, Familie und Nachbarn. Dort wo du lebst, studierst oder arbeitest ist dein Wirkungskreis. Du kannst etwas auslösen, wenn du mit deinen Freunden diskutierst, verschiedene Themen ansprichst und ihre Meinungen anhörst. Es ist wichtig darüber zu reden statt zu denken „ich kann sowieso nichts ändern“. Wenn jeder mitmachen würde, hätten wir morgen eine andere Welt. Es gibt viele Sachen, die man im täglichen Leben machen kann: Auf das Auto verzichten, mit dem Jutebeutel einkaufen, Pfandflaschen benutzen, nicht zu viel Fleisch essen. Es sind kleine Sachen, die einen grossen Effekt haben, wenn das viele Leute machen. Es bringt was, wenn du nachfragst, wie Produkte hergestellt werden, wählen und demonstrieren zu gehen. Es ist wichtig, sich nicht alles gefallen zu lassen und bereit und offen zu sein für neue Ideen.


Drehen wir die Uhr mehr als 60 Jahre vor: Was ist deine Lieblingsvision für das Jahr 2080?

Zuerst mal: Erdöl ist ein unglaublich wertvoller Stoff, der uns ziemlich sicher nicht ausgehen wird. Es geht darum, diesen Stoff sinnvoller zu nutzen als Einwegverpackungen aus ihm zu machen oder ihn als Brennstoff zu verbrennen. Meine Lieblingsutopie ist eine autofreie Stadt. Wir Mitteleuropäer lieben unsere Autos und die damit scheinbar einhergehende Freiheit. Die Frage, wie wir zu einer Mobilitätswende kommen, ist für mich die spannendste, weil es das Schwierigste sein wird. Ich will nicht, dass unsere Enkelkinder mit Mundschutz draussen spielen müssen, sondern dass sie in einer lebenswerten Stadt grosswerden können, wo Bäume, Spielplätze und Brunnen Begegnungszonen sind und keine Parkplätze und Kreuzungen

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