Interview mit Manfred Bischof: Der «Massött»
- Christof Brockhoff

- 8. Sept.
- 2 Min. Lesezeit
Interview von Thomas Heskia [create encounter] mit Manfred Bischof, ehemaliger Bürgermeister von Vaduz und Förderer des Ideenkanals, veröffentlicht im Wirkungsbericht 2024.

Thomas: Manfred, was machst du heute, nachdem du viele Jahre Bürgermeister von Vaduz warst?
Manfred: Ich sehe mich als «Massött» – ein Begriff aus unserem Dialekt, der bedeutet «man sollte». Oft bleiben in Gemeinden, Verwaltungen oder Unternehmen wichtige Aufgaben liegen, weil sie im Alltag untergehen. Genau hier setze ich an: Ich übernehme Projekte, entwickle Prozesse oder unterstütze bei Aufgaben, die dringend wären, aber keinen festen Verantwortlichen haben.
T: Diese Idee des «Massött» stammt also von dir selbst?
M: Ja, die Idee ist meine. Es war mir wichtig, eine Lücke zu füllen, die ich oft beobachtet habe: Dinge, die eigentlich getan werden sollten, aber immer wieder verschoben werden. Ich helfe dabei, diese Aufgaben anzupacken und umzusetzen.
T: Du hast auch beim Ideenkanal mitgewirkt. Gibt es da Verbindungen zu deinem heutigen Ansatz?
M: Absolut. Der Ideenkanal lebt davon, aus Ideen konkrete Projekte zu machen. Nicht nur darüber zu reden, sondern ins Handeln zu kommen. Diese Haltung prägt auch mein eigenes Arbeiten. Beim Ideenkanal habe ich gelernt, wie wertvoll kritisches Mitdenken, Sparring und gemeinsames Entwickeln von Lösungen sind.
T: Welche Rolle hattest du im Ideenkanal?
M: Als Bürgermeister habe ich mich dafür eingesetzt, dass der Ideenkanal im Vadozner Huus seine Heimat findet, und dann war ich vor allem als Komplize aktiv. Ich habe Ideengeber unterstützt, ihre Projekte zu konkretisieren, habe Fragen gestellt, kritisch begleitet und neue Impulse gegeben. Eigene Ideen habe ich weniger eingebracht, sondern immer wieder im Hintergrund mitgearbeitet, um andere stärker zu machen.
T: Hat diese Arbeit dich auch persönlich beeinflusst?
M: Sehr. Durch den Ideenkanal habe ich gelernt, offener mit Kritik umzugehen. Man lernt, negatives Feedback nicht als Angriff zu sehen, sondern als Chance für Weiterentwicklung. Wer bereit ist, aus Rückmeldungen zu lernen, wächst nicht nur fachlich, sondern auch als Persönlichkeit.
T: Also geht es im Ideenkanal nicht nur um Projekte, sondern auch um persönliches Wachstum?
M: Genau. Es geht darum, mutig zu sein, offen zu diskutieren, Kritik anzunehmen und daraus die eigene Haltung weiterzuentwickeln. Selbst wenn ein Projekt nicht umgesetzt wird, ist der Lerngewinn für die eigene Persönlichkeit enorm.
T: Gerade in einem kleinen Land wie Liechtenstein. Warum ist diese Offenheit so wichtig?
M: Weil hier fast jeder jeden kennt. Es ist leicht, Menschen in Rollen zu stecken: Bürgermeister, Unternehmerin, Beamter. Der Ideenkanal schafft einen Raum, wo diese Rollen in den Hintergrund treten und echte Begegnung möglich wird. Dadurch entstehen neue Ideen und auch neues Vertrauen.
T: Ich danke dir für das Gespräch.
Wenn du selbst aktiv werden möchtest, findest du hier weitere Informationen: als Täter:in, als Kompliz:in, über das Alternatives Leadership Programm oder zur Anmeldung für ein Ideencamp.





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